Deutsche Post AG Briefzustellung in Berlin, 2006UPS AirlinesPostbank Centerfiliale Berlin-Charlottenburg, Goethestr. 2-3, 2006PIN Briefzustellung in Leipzig, 2005DHL Paketzustellung, Post in neuem DHL-Design, 1.4.2003Deutsche Telekom, Gebäudekennung, Digi Park Flughafen Köln/Bonn, 2006Vodafone Gebäude Am Seestern Düsseldorf, 2004

Post und Telekommunikation

Der Gastbeitrag


Deutsche Telekom: Die Wiedervereinigung und der Aufbau Ost

Stand: Dezember 2014

25 Jahre Mauerfall: Mit der Öffnung der DDR-Grenzen am 9. November 1989, dem Mauerfall und dem beginnenden Prozess der Wiedervereinigung Deutschlands standen die mit der Postreform gerade neu gebildeten Nachfolge-Unternehmen Deutsche Bundespost POSTDIENST und Deutsche Bundespost TELEKOM vor einer Jahrhundertaufgabe: die Zusammenführung der beiden Postsysteme der Bundesrepublik und der DDR, die Modernisierung und der Aufbau der Telekommunikation im Bereich der DDR.

Die Zusammenführung der beiden Postsysteme der Deutschen Bundespost POSTDIENST und der Deutschen Post der DDR hat Franz Schöll, der als Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundespost POSTDIENST in seinem Gastbeitrag „Die Vereinigung der Postdienste der Deutschen Bundespost und der Deutschen Post” 1992 beschrieben.

Wie für den POSTDIENST begann auch für die Deutsche Bundespost TELEKOM, heute Deutsche Telekom AG, damals eines der spannendsten Kapitel der Unternehmensgeschichte: 2 Unternehmen aus verschiedenen politischen Systemen sollten vereint und die Telekommunikation im Gebiet der ehemaligen DDR schnell auf- und ausgebaut werden. Die fehlende Kommunikationsmöglichkeit vor der Wende ließ die Mauer und Grenzzäune noch höher erscheinen, als sie eigentlich schon waren. Es galt schnellstmöglich die rückständige technische Telekommunikationsausstattung der neuen Bundesländer auf weltweit modernsten Stand zu bringen. Neben dieser technischen und zwischenmenschlichen Leistung wurde auch der Wandel vom Staats- zum Privatunternehmen gemeistert.

In nur wenigen Jahren errichteten Kollegen von Telekom West und Telekom Ost eines der modernsten Netze der Welt und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zum Zusammenwachsen Deutschlands. An diese herausragende Leistung erinnert das Buch zum Jubiläum: „Grenzenlose Lei(s)tung. Die Deutsche Einheit und der Einsatz der Telekom beim Aufbau Ost”.

Hier einige Foto-Dokumente aus den ersten Aufbaujahren 1990 bis 1992.
Die Fotos stammen aus dem Archiv der Museumsstiftung Post und Telekommunikation.

1. Reihe
links: Mitarbeiter der Deutschen Bundespost TELEKOM bei der Verlegung eines Fernsprechkabels in Berlin, Friedrichstraße, 1991
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rechts: Verlegung eines Fernmeldekabels der Deutschen Bundespost TELEKOM mithilfe zweier Spülschiffe in der Havel zwischen Potsdam und Berlin, um 1992
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2. Reihe
links: Montage von Sende- und Übermittlungseinrichtungen der Deutschen Bundespost TELEKOM auf dem Brockenturm im Harz mithilfe eines Hubschraubers, um 1992
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rechts: Tiefbauarbeiten am Neubau des Fernmeldeamts der Deutschen Bundespost TELEKOM in Leipzig, um 1992
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3. Reihe
links: Verlegung von Fernmeldekabeln durch Mitarbeiter der Deutschen Bundespost TELEKOM im Stadtzentrum von Berlin, Unter den Linden, um 1992
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rechts: Verlegung von Kabelkanalanlagen durch Mitarbeiter der Deutschen Bundespost TELEKOM im Stadtzentrum von Suhl, um 1992
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alle Fotos: © Museumsstiftung Post und Telekommunikation

 Telekommunikation verbindet Ost und West 
Grenzenlose Lei(s)tung ezählt die Geschichte des Zusammenwachsens der Telekom Ost und West zum bekannten deutschen Unternehmen Deutsche Telekom. Den Bogen zur Gegenwart schlägt ein Blick in die technologische Zukunft der Deutschen Telekom, die sich auch im Internetzeitalter komplexen neuen Aufgaben stellen muss.

Der Herausgeber Klaus Kinkel war in der Wendezeit Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz (1982 - 1991), anschließend bis 1992 Bundesjustizminister und von 1992 - 1998 Bundesaußenminister. Das Buch erschien am 20. Oktober 2014 bei DVA Sachbuch (Verlagsgruppe Random House GmbH). (ISBN 978-3-421-04670-3, 21,90 Euro).

Mit freundlicher Zustimmung des Verlages Deutsche Verlags-Anstalt, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, finden Sie hier

39 Seiten Leseprobe.

Falls der Link zu Random House nicht funktioniert, finden Sie die Leseprobe auch hier.

[Eine sehr informative Website, gestaltet vom Telekom-Team für die Gestaltung des Buches „Grenzenlose Lei(s)tung” mit Texten und Kommentaren zu den Beiträgen im Buch, Videoclips zum Telekom Aufbau Ost und mehr finden Sie unter http://www.grenzenlose-leistung.de/dtag/cms/content/GRL/de/510422.
Hinweis: Die Deutsche Telekom hat die Seite inzwischen gelöscht. Stand September 2016]

Weitere Literatur zum Telekom Aufbau Ost:

Im Folgenden kommen Zeitzeugen zu Wort, die als Mitarbeiter der Telekom West und der Telekom Ost am Aufbau Ost und am Prozess der Zusammenführung der beiden Telekom-Unternehmen beteiligt waren.

Die folgenden Texte sind mit freundlicher Zustimmung der Redaktion und mit Zustimmung der Zeitzeugen dem Mitarbeitmagazin der Deutschen Telekom You-and-me, Ausgabe Oktober 2014 entnommen.

Titel von youandme

Die Chronologie der Ereignisse:


Bestandsaufnahme und Telekom Wende - Berichte der Zeitzeugen
Telekom-Mitarbeiter erzählen im Jahr 2014 vom Aufbau Ost

Rückständig, marode, lückenhaft – das DDR-Telefonnetz war auf dem Niveau eines Entwicklungslandes, als vor 25 Jahren die Mauer fiel. Doch in nur wenigen Jahren errichteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Telekom West und Telekom Ost eines der modernsten Netze der Welt und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zum Zusammenwachsen Deutschlands und der Telekom.

Übrigens: Einige der Zeitzeugen haben ihre Berichte, die in You-and-me veröffentlicht sind, für diese zeitgeschichtliche Dokumentation mit sehr persönlichen Schilderungen ergänzt.

Dr. Frank Räthel

DR. FRANK RÄTHEL
ist zertifizierter Projektmanager und
im Global Assignment Center
verantwortlich für die Bereitstellung
und Weiterentwicklung von Aktivitäten
zur Vorbereitung internationaler Personaleinsätze
Foto: Deutsche Telekom/Norbert Ittemann

Ein Sachse am Rhein

Das erste Mal kam ich im Januar 1991 zu einer „Arbeitsprobe” in die damalige Generaldirektion TELEKOM. Ich sollte den Bereich „Internationale Führungskräfteentwicklung” kennenlernen, der gerade auf der Suche nach einem Referenten war. Und der sollte vorzugsweise aus den neuen Bundesländern stammen. Dass ich nach fast 24 Jahren noch hier sein würde, konnte ich mir damals nicht vorstellen.

Mit dem Umzug nach Bonn begann die interkulturelle Herausforderung: ein Sachse im Rheinland. Was fällt einem bei dem Wort „Sachse” als Erstes ein? Der wunderbare Dialekt. Ich glaube, kein anderer wird so häufig und so oft in grauenhafter Qualität imitiert und muss für mehr oder weniger gute Witze herhalten - und manche sind ja auch wirklich gar nicht so schlecht.

Die rheinische Kultur und Lebensart habe ich in ihren Grundzügen relativ schnell kennengelernt: 2 Jahre als Wochenendpendler zur Untermiete bei einem betagten Seniorenpaar - da sind kaum Fragen offengeblieben. Dieses Wissen, davon bin ich absolut überzeugt, ist extrem wichtig, wenn man hier lebt und arbeitet. Und dann war und ist da ja noch die ganz große Herausforderung: die Telekom Wiedervereinigung. Ich hatte das Privileg, diesen Prozess ganz nah miterleben zu dürfen, und ich meine, wir dürfen stolz auf das Erreichte sein. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die mit hohem persönlichem Einsatz Projekte wie „Telekom 2000” zu einem Erfolg gemacht haben.

Aber es gibt sie noch: die Mauer in den Köpfen. Wir sind gut unterwegs, doch auch nach 25 Jahren noch nicht angekommen.


Wolfgang Brnjak

DR. WOLFGANG BRNJAK
ist Leiter Compensations, Benefit & Pensions Services im HR-Bereich der Telekom.
Er hat bereits 2009 ein Werk über den Wandel der Telekom
von einer Behörde zu einem markt- und kundenorientierten Unternehmen veröffentlicht.
„Grenzenlose Lei(s)tung” ist sein 2. umfangreiches Buchprojekt,
das er federführend als Projektleiter koordiniert hat.

Die Telekom Wende

1989 ist im real existierenden Sozialismus das eigene Telefon ein Luxus. Gerade einmal jeder 10. DDR-Bürger verfügt über einen Anschluss - und den muss man sich oft mit Nachbarn teilen. Die Wartezeit auf einen Anschluss beträgt bis zu 20 Jahre - oft mehr als bei einem Trabbi.

In den Vermittlungsstellen rattert und klappert es, was das Zeug hält. Die Technik stammt größtenteils von 1922. Die 50 bis 70 Jahre alten Erdkabel sind oft bloß mit Papier isoliert. Mobilfunk? Fehlanzeige. Fax? Nix da! Gerade einmal 800 feste Leitungen laufen zwischen West und Ost. Vor dem Kalten Krieg waren es allein in Berlin fast 4.000. 1952 hatte die DDR sämtliche Leitungen nach West-Berlin gekappt und ab den 1970ern nur einige sporadisch wieder verlegt. Ob man beim Telefonieren von Ost nach West durchkommt, ist so reine Glückssache.

Für die DDR ist das 1989 ein gewaltiges Problem: Sie liegt ökonomisch am Boden. Die Menschen strömen in Scharen gen Westen. Ohne Telefon ist die Wirtschaft nicht wettbewerbsfähig, kein Unternehmen würde hier investieren. Ein modernes Telekommunikationsnetz ist Grundvoraussetzung für den gesamten „Aufbau Ost”, für das Zusammenwachsen von West und Ost ohnehin.

Die Generalüberholung des Netzes genießt deshalb von Anfang an hohe Priorität. Und die Zeit drängt. Mehr als 400 Millionen D-Mark stellt die Bundesrepublik bereits 1989 für Sofortmaßnahmen zur Verfügung, unter anderem für den Ausbau der Fernleitungen, den Aufbau des C-Mobilfunknetzes und für Glasfaserverbindungen von Ost- nach West-Berlin. Die Deutsche Bundespost TELEKOM aus dem Westen unterstützt die Deutsche Post der DDR bei dem großen Vorhaben - und zwar schon zu einem Zeitpunkt, als noch gar nicht feststeht, ob es überhaupt ein geeintes Deutschland geben wird. Mit dem Programm „Telekom 2000” wird der Aufbau später in geordnete Bahnen gelenkt. Das Ziel: Bis zur Jahrtausendwende soll auf dem Boden der ehemaligen DDR eines der modernsten Telekommunikationsnetze der Welt entstehen. 55 Milliarden D-Mark kostet schließlich der gesamte Aufbau.

Die Herausforderungen sind enorm: Woher soll man das Material für ein ganzes Netz nehmen? Nicht nur, dass die Lager im Westen bald leer gefegt sind: Eigentlich steht TK-Technik auf der Embargoliste des Westens für Staaten des Ostblocks. Aber das ignoriert man einfach. Auch die Eigentumsrechte sind vielerorts unklar. Darf man dort überhaupt buddeln und Leitungen verlegen? Improvisation ist gefragt. Damit alles schneller geht, stellt die Telekom baufertige Vermittlungsstellen in Containern auf. Über das alte, marode Fernnetz aus Kupfer wird ein sogenanntes Overlay-Netz gelegt, ein zusätzliches, digitales Netz, das das alte entlastet und später komplett ersetzt.

Bald aber stößt die Telekom mit ihren Kapazitäten an ihre Grenzen. Um den Ausbau zu beschleunigen, werden zusätzlich Privatunternehmen beauftragt, ganze Vermittlungsstellen aufzubauen.

Ab Herbst 1990 hat jedes Fernmeldeamt im Osten ein Partneramt im Westen, das es beim Aufbau unterstützt. Schon vorher gab es Partnerschaften, allerdings informell über persönliche Kontakte. Tausende Mitarbeiter aus dem Westen gehen für einige Zeit als Aufbauhelfer in den Osten, unterstützen die Kollegen beim Errichten der Infrastruktur und geben Nachhilfe in neuer TK-Technik, Markt- und Betriebswirtschaft. Zeitweise sind mehr als 3.500 Westkollegen gleichzeitig im Osten im Einsatz. Viele treibt nicht allein die Gehaltszulage, sondern vielmehr das Abenteuer und patriotisches Pflichtgefühl. Für manche wird der Wechsel ein Karrieresprung - sie bleiben als Führungskraft in den neuen Ländern.

Meist verstehen sich die Kollegen aus Ost und West nach kurzem „Beschnuppern” ganz gut, man hat schließlich gemeinsam genug zu tun. Auf der anderen Seite kommen Ostkollegen zeitweise zu Fort- und Weiterbildungen in den Westen. Man lernt sich kennen, es entstehen Freundschaften.

Allerdings: Viele Mitarbeiter im Osten fürchten in den Anfangstagen um ihre Jobs. Es ist eine Zeit der Ungewissheit. Einige müssen gehen, weil sie als Stasispitzel enttarnt wurden. Alle anderen werden bei der Wiedervereinigung von Telekom West und Ost im Oktober 1990 übernommen, insgesamt 43.000 Ostkollegen. Aber nicht jeder erhält einen gleichwertigen Job, nicht alle Ausbildungen aus DDR-Zeiten werden eins zu eins anerkannt. Das sorgt für Unmut. Dennoch gelingt die innere Einheit der Telekom insgesamt gut, und dazu hat nicht zuletzt beigetragen, dass man gemeinsam Großes geschaffen hat: 1997 wird der Aufbau abgeschlossen, der Ostteil verfügt nun über eines der modernsten Netze der Welt.


Christian Lutzke

CHRISTIAN LUTZKE
erlebte den Mauerfall bei der Nationalen Volksarmee.
Er musste das Heer jedoch verlassen, als er sich weigerte,
notfalls aufs eigene Volk zu schießen, um die Mauer zu schützen.
Später holte er sein Abitur nach, das ihm in der DDR verwehrt worden war,
und studierte Nachrichtentechnik an der FH Leipzig.
Heute arbeitet er bei T-Systems in Darmstadt.

IM OSTEN NICHTS NEUES

Im Osten hatte man es als Service-Techniker schwer. So wie Christian Lutzke, der kurz nach der Wende als Entstörer in Rostock im Einsatz war. Wenn der gelernte Fernmeldeanlagenbauer morgens zum Kunden losging, stand er, mit 20 Kilo an Werkzeugen und Ersatzteilen voll bepackt, an der Straßenbahnhaltestelle. „Wir hatten am Anfang kein Auto und haben alles zu Fuß oder mit Bus und Bahn gemacht.” Wenn das passende Ersatzteil fehlte, fuhr er eben kurz zum Fernmeldeamt und wieder zurück. Oft waren die Ersatzteile nicht auf Lager. Dann mussten die Kunden länger warten.„ Wir haben gerade einmal 4 bis 5 Kunden pro Tag geschafft, im Extremfall sogar nur einen einzigen.” Später bekam Lutzke einen Trabbi, dann sogar einen Golf. „Plötzlich waren 10 bis 12 Termine am Tag drin.”

Auch sonst waren die Umstände nicht immer einfach. „Ich erinnere mich noch an eine abgesoffene Vermittlungsstelle im Keller einer alten Schule - Wasserstand 10 Zentimeter vor Kurzschluss. Ich war nur damit beschäftigt, alles trockenzulegen und zu entrosten”, sagt Lutzke. Das Gerät stammte wie viele andere noch aus grauer Vorzeit: Reichspost, Baujahr 1922. „Es gab aber auch neue Anlagen, etwa in der Chirurgie eines Krankenhauses. Dort hatte meine Arbeit dann tatsächlich etwas mit Entstören zu tun: testen, messen, Fehler im System suchen.” Meist hatte Lutzke aber mit Privatleuten zu tun, schraubte und lötete an alten Geräten herum - sogar an W38-Drehscheiben-Apparaten aus den 1940ern - und reparierte die Drähte zu den Glockenschalen. „Heute würde man die Geräte einfach wegschmeißen.” Damals nicht.

W 38 Telefon

Telefonwählscheibenapparat W 38.
Christian Lutzke benutzt den W 38 heute noch (2015)
Foto: Christian Lutzke

Es herrschte Mangel. Lutzke war sogar für 3 Wochen in Düsseldorf, um dort ausrangierte Apparate für den Osten flottzumachen. „Ich war extrem froh, als endlich die neue Westtechnik kam. Auch die Kunden waren von den neuen Tastentelefonen total begeistert.” Die Mentalität der Menschen war sowieso anders als heute: „Viele waren unterwürfige Bittsteller und extrem dankbare Kunden”, erinnert sich Lutzke. Einladungen zum Frühstück oder Mittagessen waren an der Tagesordnung. „Und von Bäckern und Fleischern ging ich immer mit Tüten voller Dankesgeschenke weg, wenn die Telefonanlage nach Wochen endlich wieder richtig lief.”


Jochen Bruckhaus

JOCHEN BRUCKHAUS
zieht es heute nicht mehr in den Osten, sondern gen Westen.
„Ich verreise sehr gerne, vor allem in die USA.”

PORTYS FÜR ALLE

Was tun, wenn man telefonieren will und kein Festnetz hat? Einfach das Handy nehmen, dachte sich die TELEKOM im Osten zur Wendezeit.

Ich war 1992/93 Aufbauhelfer im Geschäftskundenbereich in Halle an der Saale. Leider konnten wir nicht allen Firmenkunden gleich einen Festnetz-Anschluss bieten. Deshalb haben wir palettenweise Mobiltelefone verteilt - kostenlos auszuleihen, bis der Anschluss gelegt war. Die klobigen Teile, Modell Porty, waren anfangs noch fürs C-Netz ausgelegt. Der Preis: mehrere Tausend D-Mark pro Porty. Wir haben den Kunden erklärt, wie es funktioniert - und schon hatten wir eine Lösung für den Engpass.

Porty: AEG Telecar

AEG Telecar CD 452, ein Mobiltelefon aus den 1980er-Jahren,
volkstümlich „Porty” genannt
Foto: aus Wikipedia - Christos Vittoratos / CC BY-SA 3.0


Wolfgang Selck

WOLFGANG SELCK
ist seit 1971 im Unternehmen und arbeitet in der Technik als Planer für Kollokationen -
also für die Aufschaltung von Fremdanbietern auf Telekom-Leitungen.
Seine erste Erfahrung in Ostdeutschland sammelte der Hobbyfunker mit 16 Jahren:
„Da wurde ich bei einer Klassenfahrt an der DDR-Grenze
2 Stunden lang im Grenzerhäuschen festgesetzt,
weil mein Passfoto nicht abgestempelt war.”

Wer suchet...

Den Sommer 1991 wird Wolfgang Selck nie vergessen. Von Mai bis Anfang August 1991 war er von seinem Fernmeldeamt Flensburg nach Neubrandenburg im Zentrum der Mecklenburgischen Seenplatte abgordnet, um beim „Aufbau Ost” zu helfen. „Die Zeit dort war eine der tollsten meines Lebens. Man konnte sich komplett auf seine Aufgabe konzentrieren, ohne die ganze Zeit von Kennzahlen getrieben zu werden.”

In den knapp 4 Monaten hatte Wolfgang Selck mit seinen Kollegen die Aufgabe, die analoge H/KVSt Neubrandenburg [Haupt/Knotenvermittlungsstelle] (Technik HDW) in der Poststraße/Innenstadt in die DIV-EWSD [DIV = Digitale Vermittlungstechnik, auch Vermittlungsstelle / EWSD = Elektronisches Wählsystem] südlich der Stadt - also auf digitale Technik - umzuschalten.

W. Selck in Neubrandenburg

Wolfgang Selck in seinem Büro
in Neubrandenburg-Poststraße/Innenstadt
vor den System-Panels der von dort aus betreuten
DIV-EWSD (Digitale Vermittlungsstellen).

„In der 1. Woche unseres Einsatzes haben wir anhand des Gruppenverbindungsplanes der VSt die Möglichkeiten erkundet, wie wir die Umschaltung hinbekommen können. Vorgefunden haben wir gleich die erste Möglichkeit, direkt in den Westen zu telefonieren (36 Leitungen in der Rufnummerngasse 03). 36 Leitungen waren viel zu wenig, um dem Bedarf gerecht werden zu können. So haben einige Firmen frühmorgens eine Verbindung aufgebaut und sie den ganzen Tag nicht mehr abgebaut.

Zum besseren Verständnis für technische Laien eine Beschreibung des Wählvorgangs in der analogen VSt damals: Der Gruppenverbindungsplan der analogen Hebdrehwähler-Vermittlungsstelle zeigt die Anzahl der Wähler und damit die Anzahl der möglichen Verbindungen in den jeweiligen Gassen. Der Teilnehmer wählt z.B. die 03: Nach dem Hörerabheben wählt der Anrufer zunächst die 0, und damit wird der 1. GW [Gruppenwähler] in der Ortsvermittlungsstelle (OVSt) vom Nummernschalter des Telefons mit 10 Impulsen angesteuert. Er hebt sich in die Gasse 0 (über die Gassen 1 bis 9 werden Telefonanschlüsse im Bereich der OVSt angesteuert und beinhalten die 1. Ziffer der Teilnehmerrufnummer). In der Wählpause des Teilnehmers wird durch Drehen und Stoppen an einem freien Ausgang (von 10) der nächste Wähler, jetzt in der KVSt ausgewählt und belegt. Die Wahl der Ziffer 3 steuert in der gleichen Weise hier schon auf einen Ausgang in Richtung Hamburg und landete dort schon in einer DIV. Die Weiterwahl des Kunden für z.B. Flensburg war etwa 461 9910 (die Westvorwahl ohne die erste 0). Das waren die 36 Leitungen, die wir schon vorgefunden haben.

In der 2. Woche konnten wir die ersten 2x2-Megabit/s-Leitungen (60 Kanäle) von der DIV-Neubrandenburg zu einer DIV nach Hamburg schalten. Schnell konnten 60 Kanäle aus der selben Gasse 03 in die DIV durchgebracht werden, sodass mit der Freischaltung nach Hamburg ab dieser 2. Woche 96 statt bis dahin 36 Leitungen vorhanden waren. Mit dieser Anzahl an Leitungen kam nur noch selten das (Gassen-)Besetztzeichen, und der KVSt-Bereich Neubrandenburg konnte ohne Schwierigkeiten nach Westdeutschland telefonieren. Somit hatte die DIV in Neubrandenburg den ersten Verkehr zu vermitteln.

Auch hier wieder eine Erklärung zum besseren Verständnis: Um den Engpass von nur 36 Leitungen zu beheben, habe ich sofort, nachdem die Leitungen „durchgebracht” waren, d.h. die Schaltung via Glasfaser, Richtfunkverbindungen und auch normalen Kupferadern innerhalb einer Leitungsführung hin und her gewechselt wurde, mit einem Hamburger Kollegen die Sprachkanäle eingerichtet. Hier waren es 30 Kanäle mal 2 = 60 Stück, die den Ausgang in Richtung West beinhalteten. Anschliessend konnten wir Verkehr für 60 Gespräche (auch 2 mal 2 Mbit/s) für die Gasse 03 in die DIV hereinlassen. Die Sprachkanäle wurden - wie oben beschrieben - an den Dreh-Ausgängen der Hebdrehwähler herausgeführt und über Kennzeichenumsetzer in die 2-Mbit/s-Zeitmultiplex-Signale umgesetzt, die bei den Digitalen Vermittlungsstellen (in der Bauweise von Siemens = EWSD, von Alcatel = S 12) die Ein-und Ausgänge darstellen. Übrigens: Diese DIV werden nach 25 - 30 Jahren Betrieb zurzeit durch die Internet-IP-Telefonie ersetzt.

Die Verkehrsbeziehung Richtung Westen zu verbessern, war nur der Anfang unserer Tätigkeit in Neubrandenburg, allerdings sehr wichtig für die tägliche Arbeit.

Da alle auf diese Leitungen angewiesen waren, haben wir die Schaltungen nach dem Austesten auch so stehenlassen und weiterbetrieben. Eigentlich sollte erst am 30. Juni 1991 alles freigeschaltet werden. Die Kunden und auch wir haben dann nur etwas länger getestet. Danach haben wir uns Wege geschaffen, den Verkehr, der noch nicht dauerhaft direkt geroutet werden konnte, zunächst einfach wieder in die alte Technik zurückzugeben. Nebenbei haben wir überzählige Prüfgeräte aus Flensburg für die KZU-Welt [Kennzeichenumsetzer] fit gemacht. Bis zum Stichtag 30. Juni konnten wir auf diese Art alles zumindest austesten.

Im Osten war das Rufnummern-Kennzahlensystem, also das Vorwahlensystem zu der Zeit noch nicht umgestellt, und wir arbeiteten noch in dem Kennzahlensystem der DDR mit besonderen Kurz-Vorwahlen für Nachbar-Ortsnetze, die einen anderen Zeittakt hatten. Die Umstellung der Vorwahlen auf die heutigen Kennzahlen/Vorwahlnummern 033x bis 039x erfolgte erst später.

Eine Richtfunk-Verkehrsbeziehung nach Burow bekamen wir nicht hin, weil ein Fabrikschornstein im Weg war. Somit musste die alte Technik in diese Richtung noch ein bisschen länger laufen. Die Kolleginnen und Kollegen aus Neubrandenburg haben uns tatkräftig unterstützt und unsere Arbeit mehr und mehr übernommen.

Ein besonderer Auftrag: Erkunden, ob bestehende Freileitungen digitale Signale transportieren können. Die Ortschaft Tützpatz hatte 36 Anschlüsse, die über 6 Doppelader-Freileitungen von Altentreptow aus angesteuert wurden. Und viele Kunden warteten dort schon auf einen neuen Anschluss. Da auf den Freileitungen eine Menge Äste lagen, konnten wir darüber kein digitales Signal leiten.

Diese Mehrfachausnutzung (Vorfeldeinrichtung) der Doppeladern benötigte zu der Zeit elektromechanische Techniken, deren Klappern wir hören konnten, wenn jemand telefonierte. Die Technik war wohl noch aus den 1930er-Jahren, wir hatten sowas noch nie gesehen.

Das Highlight war die Suche nach dieser Technik. In Tützpatz war wohl früher eine LPG, eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft. Ihr Sitz war das zu unserer Zeit verlassene Adelsschloss gewesen. Niemand vor Ort konnte uns sagen, wo in dem Schloss die Technik untergebracht war. Bekannt war nur: sie sollte sich irgendwo im Herrenhaus befinden. So durchsuchten wir die Kellerräume des Schlosses - den Kohlenkeller, eine Grossküche und einige andere Räume. Erst als ein Teilnehmer telefonierte und damit die Uralt-Technik in Gang setzte, konnten wir - dem Klappergeräusch folgend - finden, was wir suchten: Die Technik war im Kartoffelkeller untergebracht. Wie ich erfahren habe, soll die Telefonvermittlung ein Teilamt 58 gewesen sein.

Diese alte Technik musste zunächst weiterlaufen, bis die OVSt Altentreptow digitalisiert und die neue Technik aufgebaut war. Zu gern möchte ich wissen, wo 30er-Jahre-Technik verblieben ist. Ist sie in einem Technik-Museum oder wurde sie verschrottet? Vielleicht befindet sie sich auch noch vor Ort in Tützpatz.”

Der Einsatz in Neubrandenburg bestand freilich nicht nur aus Arbeit. Wolfgang Selck über die Lebensverhältnisse während seines Mecklenburg-Einsatzes: „Untergebracht war ich im ‚Wohnhotel’, einem Hochhaus direkt an der vielbefahrenen Ringstraße. Dort war es unerträglich. Die Heizung liess sich nicht abdrehen und wegen des Verkehrslärmes konnte man das Fenster nicht öffnen. Der Fahrstuhl war außer Betrieb. Da zudem mein Zimmer vom Reinigungspersonal nicht verschlossen wurde, bekam ich ein Zimmer in einer ex-Stasi-Anlage (nannte sich Motel) in Usadel, einige Kilometer südlich von Neubrandenburg. Dort war auch der Kollege Dieter Peters, mit dem ich eng zusammenarbeitete, untergebracht. Zum Abendessen gings anfangs täglich in andere Restaurants. Die Preisfindung mit der D-Mark war noch nicht ganz abgeschlossen und so änderte sich der Preis von Tag zu Tag. Abends in Usadel hatte jeder Kollege beim Bier eine Menge über seine Tageserlebnisse zu erzählen, und gemeinsam haben wir beratschlagt, was als Nächstes zu beackern ist. In den Einsatz-Monaten in Neubrandenburg sind wir überall im Umkreis der Stadt herumgekommen und haben die Landschaft, die Dörfer und Menschen kennengelernt. Es war schön, aufregend und interessant.

An den Wochenenden sind wir zusammen nach Flensburg gefahren. Anfangs flog für einige Wochen der Beate-Uhse Flieger, später ein pensionierter Bundeswehr-Pilot mit seinem eigenen Flugzeug von Flensburg nach Neubrandenburg. Ein paar Mal konnten wir von Flensburg-Schäferhaus aus nach Neubrandenburg-Trollenhagen (und am Freitag zurück) mitfliegen. In Trollenhagen landeten wir noch zwischen parkenden MIG's [Überschalljets der - damals noch - sowjetischen Luftwaffe] und wurden abgeholt von einem Barkas B1000 Kleinbus. Trollenhagen war ein deutscher Militärflugplatz, und die dort geparken Kampfjets haben - wenn ich mich recht erinnere - bereits die Bundeswehrfarben getragen.”

Neben der neuen Technik führte Wolfgang Selck einen ganz besonderen Westschlager ein: Die Filtertüte fürs Kaffeekochen. „Unser erster ‚Kaffee’ bestand aus heißem Wasser, das über 2 Löffel gemahlene Bohnen gegossen wurde. Da habe ich schnell Handlungsbedarf erkannt”, schmunzelt er.

Nebenbei ein bisschen Zeitgeschichte über die Fernmeldetechnik hinaus: Der Barkas B1000, den Wolfgang Selck erwähnt, war der einzige in der DDR hergestellte Transporter.

Barkas B1000

Der Barkas B1000 Kleinbus
Foto: Florian Schäffer / CC-BY-SA-3.0 (Quelle: Wikipedia)

Barkas war der Name des sächsischen Automobilherstellers VEB Barkas-Werke Karl-Marx-Stadt (heute wie vor der DDR-Zeit: Chemnitz) und - wie Wikipedia weiß - die Markenbezeichnung der von 1957 bis 1991 von ihm hergestellten Kleintransporter. Die Fertigungskapazitäten des modernen Barkas B1000 konnten bis in die 1970er-Jahre die Nachfrage auch nur ansatzweise abdecken. Aus planwirtschaftlichen Gründen ließ sich die Produktion auch nicht entsprechend aufstocken oder der Preis anpassen. Nur wenige Tausend Fahrzeuge rollten jährlich vom Band.

Angetrieben wurde er von einem Wartburg-Dreizylinder-Zweitaktmotor mit ursprünglich 900 cm³ und einer Leistung von 43 PS. Später waren es 1000 cm³ mit einer Leistung von 46 PS. Es gab diverse Ausführungen, etwa als Kasten-, Krankentransport-, Pritschenwagen oder als Kleinbus. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 100 km/h.

Im Herbst 1989 wurde der erste Barkas B 1000-1 vorgestellt. Er hatte wie der Wartburg 1.3 einen 58 PS Viertaktmotor mit 1272 cm³ und wurde in VW-Lizenz von Barkas im Motorenwerk in Chemnitz produziert. Bis zur Produktionseinstellung am 10. April 1991 wurden noch 1.900 dieser Fahrzeuge gebaut.


eine Telekom-Mitarbeiterin aus Baden-Württemberg

„Gesetzlose Zeiten”

Dippoldiswalde im Erzgebirge: Als die Telekom-Mitarbeiterin aus Baden-Württemberg - nennen wir sie Frau B. - hochmotiviert zum ersten Mal das Riesenbüro in der dortigen Telefonantragstelle betrat, stachen ihr gleich Hunderte von Aktenordnern ins Auge. „Du lieber Himmel, was habt ihr denn da gesammelt?”, fragte sie die 4 künftigen Kolleginnen. „Da sind alle unerledigten Telefonanträge abgeheftet”, lautete deren Antwort.

Frau B, bis dato in einer Telekom-Anmeldestelle tätig, hatte aus purer Abenteuerlust die Koffer gepackt und sich ins Erzgebirge entsenden lassen. Im September 1991 kam sie dort an - die Gebäude traurig-grau, die Straßen löchrig, und dennoch lag Aufbruchstimmung in der Luft. Und jede Menge Arbeit auf dem Schreibtisch. „Meine Kolleginnen und ich mussten bei jedem Antrag recherchieren, ob der Antragsteller tatsächlich noch auf einen Anschluss wartete oder ob er vielleicht zwischenzeitlich in den Westen verzogen war.” Der älteste Antrag, so erinnert sie sich, stammte aus dem Jahr 1930. Selbst nach der Wiedervereinigung mussten sich die Neubürger der Bundesrepublik in Geduld üben. „Wir gaben alle unser Bestes, aber Wartezeiten zwischen einem halben und einem ganzen Jahr waren normal.”

Klar, dass Ungeduldige ein wenig tricksen wollten: „Sehr viele haben sich einfach einen Gewerbeschein besorgt, weil man als Unternehmer bevorzugt wurde.” Manch anderer unternahm einen Bestechungsversuch - und kam mit einer Flasche Whiskey unterm Arm. „Und wenn man sich wichtig fühlte, beschwerte man sich beim Kaffeekränzchen direkt beim Ministerpräsidenten oder bei dessen Frau”, lacht B. Dann landete die Beschwerde auf ihrem Tisch, denn zu dieser Zeit arbeitete sie bereits im Dresdener Management-Stab des Privatkundenvertriebs.

Dippoldiswalde und Dresden waren nicht die einzigen Stationen ihrer Osterkundung: Auch in Hoyerswerda und Leipzig verbrachte sie mehrere Monate. Zum Schluss folgten dann noch anderthalb Jahre beim Baubezirk in Pirna, ehe sie nach einer 3-monatigen Weltreise im Frühjahr 1996 wieder im Westen einstieg.

„Ganz ehrlich, die 4 Jahre im Osten waren beruflich die tollste Zeit”, schwärmt sie. Alles war neu, anders, interessant und der Zusammenhalt unter den Kollegen aus Ost und West war ein ganz besonderer. „Es waren unsere gesetzlosen Zeiten” - nicht für jeden Vorgang gab's schon eine genaue Beschreibung. „Wir haben einfach gemeinsam improvisiert.” Und gelacht, gekocht, Ausflüge gemacht und gefeiert.


Petra Dauberschmidt

PETRA DAUBERSCHMIDT
ist mit einem T-Systems Mitarbeiter verheiratet und
kann ihm und den beiden Töchtern abenteuerliche Geschichten
von ihrem Osteinsatz erzählen.
Zum Beispiel von ihrer kleinen Wohnung mit Bad -
aber ohne Toilette. „Damals musste ich das Klo der Eisdiele
im selben Haus benutzen.”

Mal eben hingezaubert

Erfahrung: schön und gut. „Aber bei meinen 3 Einsätzen in Chemnitz Anfang der Neunziger war vor allem die Kunst der Improvisation gefragt”, erinnert sich Petra Dauberschmidt, die heute in Nürnberg im Ziele-Management des Kundenservice tätig ist.

1992 kam sie erstmals nach Chemnitz, dem Partnerfernmeldeamt des Fernmeldeamts Ansbach in Mittelfranken, wo sie damals arbeitete. „Ich war in der Vertriebsunterstützung beschäftigt und kannte mich mit T-Punkten, Messen und Marketing-Maßnahmen aus.” Bei der Eröffnung eines provisorischen T-Punktes in Chemnitz war vor allem ihr Zaubertalent vonnöten. Dort wurde an einem Mittwoch ein ehemaliges Lederwarengeschäft frei, am darauffolgenden Montag sollte darin der T-Punkt eröffnet werden. „Ich hatte kaum Geld dafür zur Verfügung, aber völlig freie Hand - und das mit Mitte 20!” Sie beschaffte gebrauchte Vitrinen, „und an Schreibtische kam ich nur, weil eine andere Telekom Stelle irrtümlich gerade eine Doppelbestellung aufgegeben hatte”.

Da die Eröffnung in die Nikolauszeit fiel, ließ sie sich aus Ansbach dann noch ein Nikolauskostüm schicken. „Endlich Farbe hinter grauer Fassade”, titelte eine Chemnitzer Zeitung. „Da war ich schon ein wenig stolz”, blickt sie zurück.

Auch bei einer weiteren T-Punkt-Eröffnung in Freiberg blieb Dauberschmidt nervenstark bis zur letzten Minute. „Unser Herzstück sollte eine Kabelanschlusswand sein, mit der wir unseren Kunden demonstrieren wollten, welche Vorteile ein Kabelanschluss bringt.” Der Haken an der Sache: In ganz Freiberg ließ sich kein Bohrer auftreiben, der lang genug gewesen wäre, die historischen Mauern aufzubrechen. „Wir waren verzweifelt, es war später Nachmittag und anderntags wollte die Presse kommen.” Da fiel ihr Blick auf ein Lüftungsgitter. „Das war die Lösung - wir haben das Kabel dann einfach über dieses Gitter herangeführt.”


GERD STECKMANN

GERD STECKMANN
ist seit 47 (!) Jahren im Telekom Konzern und
bei der Telekom Technik als Baubegleiter
für den Glasfaserausbau im Einsatz.

SPRACHBARRIERE

Ich war mit mehreren Kollegen aus Bremerhaven von 1990 bis 1996 mit kurzen Unterbrechungen rund 6 Jahre in Burg bei Magdeburg als Bauführer eingesetzt. Gewohnt haben wir in Wohnwagen auf dem Hof einer „Abhörzentrale” mitten im Wald in Stegelitz bei Burg.

In dem Gebäude haben wir wochentags gearbeitet, und in den Wohnwagen haben wir unsere Freizeit verbracht und geschlafen. Eines Montags stellten wir bei unserer Ankunft fest, dass alle Wohnwagen und auch das Gebäude aufgebrochen worden waren. 2 unserer Fahrzeuge waren vom Gelände verschwunden. Wir fanden sie dann am gleichen Abend bei einem Spaziergang im Wald total ausgeschlachtet wieder. An meinem Wohnwagen, einem etwas älteren Modell, war das Türschloss kaputt. Nachdem ich es mühsam notdürftig repariert hatte, schrieb ich mit einem dicken Stift „Die Tür ist nicht verschlossen” auf die Tür. Was soll ich sagen? Am nächsten Montag war alles erneut aufgebrochen. Da konnte wohl jemand kein Deutsch, sonst hätte er sich die Arbeit nicht zu machen brauchen.


Hagen Pelka

HAGEN PELKA
kam nach dem Studium 1987 zur Bundespost und
arbeitet heute im Zentralen Controlling der Telekom Technik in Berlin.
Er ist verheiratet und hat 2 Kinder.
Seine Hobbys: Familie, digitales Fotografieren und Filmen.

Wieder vereint

Als die Mauer fiel, arbeitete Hagen Pelka als Sachbearbeiter im Fernmeldeamt 2 am Ernst-Reuter-Platz in West-Berlin. Diesem wurden 3 Bezirke in Ost-Berlin zugeordnet - die Bezirke Mitte, Prenzlauer Berg und Friedrichshain. Das bedeutete für uns Personalzuwachs und Platznot in den Büros. So wurde eine Kollegin und ein Kollege aus dem Vertrieb bei uns „einquartiert”.

„Ich bekam als Sonderaufgabe, eine fernmeldeinterne Postversorgung zwischen den Bereichen in Ost-Berlin und unserem Fernmeldeamt in West-Berlin zu organisieren. Zu meiner Unterstützung wurde vom Technischen Service ein Ost-Berliner Kollege inclusive Transporter zu unserer Organisationsstelle versetzt, der mit seinem Transporter die Post aus den neu zugeteilten Dienststellen einsammeln und zu unserem Fernmeldeamt bringen sollte. Zusammen sind wir die theoretisch ausgetüftelte Tour abgefahren.

Um unsere praktischen Erkenntnisse in einen endgültigen Fahrplan umzusetzen, kam der Kollege mit in mein Büro, sah die dort als ‚Untermieterin’ arbeitende Kollegin - und fiel ihr um den Hals. Die beiden waren Onkel und Nichte und hatten sich seit dem Mauerbau im August 1961 nicht mehr gesehen, aber brieflich Kontakt gehalten.” Minutenlang war es sehr still im Raum und es flossen reichlich Tränen. „Gearbeitet wurde an diesem Tag verständlicherweise nicht mehr viel.”

Amtshilfe

Bereits 1970 hatte die damalige Bundesregierung ein Begrüßungsgeld für alle DDR-Bürger eingeführt, die zu Besuch in den Westen kamen. Zum Zeitpunkt des Mauerfalls betrug es 100 D-Mark. „Aber auf solch einen Besucheransturm wie nach dem Mauerfall war man natürlich nicht vorbereitet”, erinnert sich Hagen Pelka, der heute im Zentralen Controlling der Telekom Technik in Berlin arbeitet.

Die örtlichen Bezirksämter in den Rathäusern waren schnell überfordert, aber auch vor den Auszahlungsschaltern von Sparkassen, Banken und Postämtern standen in den ersten Tagen Tausende DDR-Bürger Schlange. „Deshalb wurden wir Fernmeldekollegen nachdrücklich gefragt, ob wir freiwillig bereit wären, bei der Auszahlung zu helfen, was wir natürlich wirklich gern taten.” Hagen Pelka sagte zu und saß am ersten Wochenende nach dem 9. November 1989 in den Postämtern in Charlottenburg und Lichterfelde am Schalter. „Ich bekam bündelweise 100-D-Mark-Scheine und durfte sie an die lange anstehenden DDR-Bürger auszahlen. Als Nachweis diente ein Auszahlungsschein für das Postsparbuch. Um Missbrauch zu verhindern, gab es einen Stempel in den Reisepass oder den Personalausweis. Diese Regelung hat doch bestimmt niemand missbraucht!? Oder? Fehlbeträge, die es in diesem Chaos bestimmt gab, wurden zum Glück von der Postkasse übernommen.

Dem Hörensagen nach soll bei kleineren Bankfilialen öfter mal das Geld ausgegangen sein, sodass die umliegenden Geschäfte erst einmal wieder Geld einzahlen mussten, damit dieses dann sofort wieder aus Begrüßungsgeld ausgezahlt werden konnte.”

Hagen Pelka weiß noch eine 3. Geschichte aus jener Zeit, die er allerdings auch nur vom Hörensagen, vom „Flurfunk”, wie er sagt, kennt. „Es soll Mitarbeiter gegeben haben, die als ‚Grenzgänger’ vor dem Mauerbau im Ostteil Berlins gewohnt und im Westteil im Fernmeldedienst gearbeitet haben. Während der Zeit der Trennung wurden sie von der Sozialbetreuung z.B. zu Weihnachten mit kleinen Gaben bedacht, sodass der Kontakt wohl nie ganz abbrach. Nach dem 9. November 1989 haben sie sich wohl sofort bei der Personalstelle gemeldet und konnten auch sofort weiterbeschäftigt werden, da das Arbeitsverhältnis nur geruht hatte.”


Hagen Pelka hat mit seinen Kollegen auch eine kleine Chronik der Entwicklung des Controllings in der Region Nordost zusammengestellt. Sie beschreibt die Veränderungen in der Organisationsstruktur und Aufgabenstellung im Bereich Controlling infolge der Postreform und auch der Wiedervereinigung. Die kleine Chronik ist ein anschauliches Beispiel für den Umbruch in den Jahren ab 1989 bei der damaligen Deutschen Bundespost:

Chronik der Entwicklung des Controllings in der Region Nordost

Vor 1987 (West)

In den Dienststellen Organisation (DSt Og) der Fernmeldeämter (FÄ) der Deutschen Bundespost (DBP) gab es die LKR (Leistungs- und Kostenrechnung). Die in der Anweisungsstelle [Aw] eingehenden Rechnungen wurden von einer Mitarbeiterin/einem Mitarbeiter Og auf Kostenstellen (Kst) aufgeteilt. Aus diesen Daten wurden in Großrechnern Auswertungen erstellt, die in der Regel im Folgejahr mit Jahreswerten verteilt wurden und wenig aussagefähig waren.

Intensiver wurde die Personalwirtschaft bei den Organisationsstellen betrieben. Es wurden Personalbemessungen vorgenommen und Arbeitspostennachweise gemäß Dienstanweisung zur Bemessung der Ämter (DA BemÄ) erstellt. Umfangreiche Ergebnisse wurden in Listenform veröffentlicht. Stichworte: z.B. PERBES, PERSIS. Den Begriff „Controlling” wurde in dieser Zeit noch nicht verwendet.

Erste Versuche eines Controllings wurden mithilfe des Betriebs-Controlling-Systems (BCS) durchgeführt. Es wurden erste Kennzahlen erzeugt, die gegenüber der Oberpostdirektion (OPD) bzw. dem Bundespostministeriums (BPM) zu kommentieren waren.

Gerechnet wurde mit MS Multiplan auf Computern „Alphatronic P3” bzw. P50. Erste PC tauchten erst 1988 in den Fernmeldeämtern auf.

Triumph-Adler-Alphatronic P3 Triumph-Adler Alphatronic P50

links: TA Triumph-Adler alphatronic P3 / Foto Boris Jakubaschk

rechts: TA Triumph-Adler Personal Computer alphatronic P 50 (16-Bit-Prozessor mit Betriebssystem MS-DOS) und dem Typenraddrucker TRD 7020 / Foto TA Triumph-Adler GmbH

Nach Vorarbeiten ab 1985 begann man ab 1987 in einzelnen Post- und Fernmeldeämtern in West-Deutschland mit dem Aufbau der Dezentralen Leistungs- und Kostenrechnung (DELKOS); 1988 begannen die Post- und Fernmeldeämter gemeinsam in (West-)Berlin.

Der DELKOS-Rechner für Berlin stand im Post-Rechenzentrum in der Otisstraße in Berlin. Das Rechenzentrum wurde auf dem südöstlichen Teil eines Postgrundstückes errichtet, auf dem jetzt auf dem nordwestlichen Teil das Telekom-Gebäude Holzhauser-Straße 4-8 steht.

Zu Beginn wurden die Basisdaten für DELKOS erhoben (Raumdaten, Kfz, Anlagevermögen, Kabelschächte, Steckdosen, Kantinenessen, Mitarbeiter usw.). Diese Daten lagen nur zum Teil in Großrechner-Anwendungen vor und wenn, dann nicht in der geeigneten Form. Meist war eine Ersterhebung, bestenfalls eine Nachbearbeitung von Hand notwendig.

Die aufzubauende DELKOS wurde von den vorhandenen Mitarbeitern skeptisch betrachtet und vom Personalrat strikt abgelehnt, weil von der totalen Mitarbeiterüberwachung ausgegangen wurde („Orwellsche Post”).

Die Richtlinien (RichtL) und Anweisungen (Anw) wurden vom Postdienst (z.B. Maschinentechnik, Kfz, Gebäudetechnik) und vom Fernmeldedienst (z.B. Räume, Personal) erstellt. Maxime im Postdienst war das Zählen jeder einzelnen Steckdose, während im Fernmeldebereich etwas großzügiger ermittelt wurde. Ersteres führte bei allen Beteiligten nicht gerade zur Akzeptanzerhöhung.

Da es keinerlei zentrale Controlling-Einheiten gab, waren die Sachbearbeiter der „87er-Ämter” maßgeblich an der Ausarbeitung der RichtL beteiligt. Man ging davon aus, dass in der Behörde Deutsche Bundespost alle nach den gleichen Anweisungen arbeiten würden und die im Fernmeldeamt X erstellte Richtlinie auch genauso im Postamt Y umzusetzen ist.

Dies musste natürlich gründlich schiefgehen, weil auch in einer Behörde jeder etwas anders arbeitete. Beispiel: Im Ministerium in Bonn konnte sich niemand vorstellen, dass es bei der Post eine Lokomotive gibt, da dafür ja die Bundesbahn zuständig war. Da in Berlin aber die Reichsbahn den Bahnbetrieb innehatte, gab es im Postamt 77 in der Luckenwalder Straße eine eigene Lokomotive für Rangieraufgaben. Diese wurde dann kurzerhand als etwas größeres Kfz in die DELKOS aufgenommen.

Parallel zum Aufbau der DELKOS wurde die Umstellung der Kameralistik der Behörde Deutsche Bundespost auf die kaufmännische Buchhaltung vorbereitet. Das von den Mitarbeitern DELKOS erhobene Anlagevermögen bildete dann z.T. die Basis für die neue Anlagenbuchhaltung. Da dies vorher aber so nicht bekannt war, waren manche Daten nur aus Controlling-Sicht erhoben und verarbeitet worden, was die Buchhalter in der Anlagenbuchhaltung weniger lustig fanden.

Vor 1989 (Ost)

Kaufmännische Buchführung mit den Bereichen Anlagenbuchhaltung, Leistungsrechnung [LR], Kostenrechung (KOBRA), Finanzbuchhaltung (FINRe) und Hauptbuchhaltung, sowie Analyse und Statistik (als Keimzellen des Controllings) waren fester Bestandteil des Wirtschaftsunternehmens Deutsche Post Fernmeldewesen der DDR.

Die IT hat in Form von Großrechneranwendungen seit den späten 1960er-Jahren mittels PC 1715, als „stand alone Gerät” mit Diskettenweitwurf Mitte der 1980er-Jahre in der Leistungsrechnung begonnen. Die LR war übrigens das Herzstück, welches heute mit der Rechnung von Vorhaben in PROMPT wieder da ist.

Robotron 1715

PC Robotron 1715 /Foto Boris Jakubaschk, http://www.homecomputermuseum.de/info/index_de.htm

1989 gab es bekanntlich ein einschneidendes Ereignis - den Mauerfall -, und die für die DELKOS erhobenen Daten waren mengenmäßig plötzlich wieder nur bei 50 Prozent. Es wurden die neuen Fernmeldeämter Potsdam, Frankfurt/Oder, Neubrandenburg und 6 Berlin gebildet. Die Berliner FÄ 1-4 bekamen Teile aus Ost-Berlin dazu. Aus dem „Sonderling” Landespostdirektion Berlin (LPD) wurde eine „ordentliche” Oberpostdirektion.

Die kaufmännische Buchhaltung der Deutschen Post der DDR wurde auf die Kameralistik umgestellt und das Anlagevermögen aus den GRUMI-Listen (Grundmittel-Listen) übernommen. Es wurden leider nicht alle Datenfelder übernommen und die erklärenden Dateikarten wurden bei Auflösung der alten Einheiten größtenteils kurzerhand vernichtet.

Zum 1. April 1992 wurde dann das Controlling offiziell gebildet, parallel dazu die kaufmännische Buchhaltung mit Rechnungswesen (RW), Rechnungsprüfung (RP) und dem Einkauf (Ek). Im FA 2 Berlin hieß die neue Abteilungsleiterin Finanzen und Controlling (AbtL FC) Elke Großmann.

Es wurden folgende Controlling-Ressorts gebildet:

  • Projekt- und) Investitionscontrolling ((P)IC)
    (FA 2 Berlin seit 1992, FA Potsdam seit 1996)
  • Kostencontrolling (KC)
    (FA Potsdam seit 1993; FA 2 Berlin seit 1992; FA 4 Berlin)
  • Personalcontrolling (PC) und Reporting bei MEI (Management-Erfolgsrechnung und Informationssysteme)
    (seit 1995)

Am 1. Januar 1995 mit dem Inkrafttreten der Postreform II ist die Deutsche Telekom AG aus der Deutschen Bundespost TELEKOM entstanden.

Am 18. November 1996 erfolgte der Börsengang der Deutschen Telekom AG.

1996 Auflösung der Einheits-Niederlassungen, d.h. Bildung von Großkunden- (GK-NL), Privatkunden (PK-NL) und Netze-Niederlassungen (N-NL).

Das FA 2 Berlin wird aufgelöst, Niederlassung (NL) 2 Potsdam in Stahnsdorf wird Netze-NL (später Technik-NL (TNL), noch später Technik-Infrastruktur-NL (TI NL)]). (Fast) alle Stahnsdorfer Kostencontroller gehen zur Großkunden-NL nach Potsdam in die Behlertstraße.

Erste Zusammenarbeit bereits im Vorfeld ab Spätsommer 1995 zur Kostenplanung: Wir planen zusammen (zu dritt: Walther, Wilhelm, Pelka) die Netze-NL NO (NL 2 Potsdam); mithilfe der NL 1 Potsdam (GK NL Pdm) und NL Frankfurt (0der) (PK NL Ffo).

Unser kleines Team wurde das Rs KC, nach ca. ½ Jahr kam endlich Verstärkung vom aufgelösten Funkamt [?] Außenstelle Zeuthen und aus der aufgelösten Erdfunkstelle Neu-Golm.

1999: Die einzelnen Controlling-Rs werden (wieder) aufgelöst und ein fachübergreifendes Rs BMI (Betriebswirtschaftliche Methoden und Instrumente / Informationen) gebildet. Parallel gibt es Bereichscontroller (betreuen jeweils 1 Abteilung).

Finanzbuchhaltung und Einkauf werden ausgegliedert (zu diesem Zeitpunkt?); aus dem AbtL FC wird ein AbtL F.

2000: Die Regionen Berlin, Neubrandenburg und Potsdam sollen zusammengelegt werden. Ein Aufbaustab wird in Stahnsdorf konstituiert. „Zukunft Netzinfrastruktur” (ZNI)

Für uns die bewegende Frage: Welche Controller aus den 3 Regionen werden in der neuen NL im Controlling tätig sein? Ab September beginnen Fr. Walther mit Kollegen aus Berlin die Kostenplanungen für die neue große Technikinfrastruktur-NL NO.

2001: Die NL Nordost wird gegründet. Wir (Rs BMI) bekommen eine junge RsLn: Anke Handrich-Kurz. Es kommen die Berliner und auch Neubrandenburger Kollegen dazu.

2003: Mit der Umstrukturierung NICE (Net Infrastrukture Costumer Engineering - Restrukturierung von Produktion und Service) bekommen wir wieder eine neue AbtLn: Anke Eigendorf.

2006: Controller werden aufgeteilt: Es wird ein zentrales BMI in Berlin gegründet (FC 12) und ein regionales Bereichscontrolling (BCon) bleibt in der NL Nordost („Phönix”).

Von ca. 27 Kollegen bleiben 9 im Bereichscontrolling der NL, viele gehen ins zentrale BMI nach Berlin und 3 Kollegen gehen zu PBM (Wechsel Januar 2007).

2007: Wir werden Deutsche Telekom Netzproduktion GmbH

30.11.2009: „One Company”

31.10.2013: Die Stahnsdorfer Controller sagen „Tschüß”

Eine der Konsequenzen, die mit der Bildung der neuen NL OST einhergeht, ist der alleinige Standort des Produktionscontrollings am Sitz der Niederlassungsleitung in Radebeul. Für die bisherigen Controller aus Stahnsdorf hieß das, sich mit der Verkündung des NL-Standortes neu zu orientieren!

Viele von uns waren seit den 1990er-Jahren im Investitions-, Kosten- oder Personal- Controlling bzw. im Reporting MEI tätig, zuerst in den Einheitsniederlassungen und dann ab 1996 für die betriebswirtschaftlichen Themen der Netze-NL. Hier wurden im Bereichscontrolling und im Rs BMI die Finanzen kritisch hinterfragt und transparent gemacht.

Ab 2001, nach ZNI, arbeiteten wir in einem gemischten Team aus Alt-Stahnsdorfern, Berlinern und Neubrandenburgern. Wir stiegen tiefer in die Finanzen der Netzinfrastruktur ein und wuchsen zu einem kompetenten Team des Bereichscontrolling zusammen.

Mit der Gründung der DT Netzproduktion GmbH hieß es, neben den Euros auch Geschäftsfallmengen und deren Umsatz zu betrachten. Der Fokus richtete sich auf effizientes und produktives Bauen und Betreiben unserer Netze für die AG.

Wöchentlich hielten wir die Geschäftsleitung mit der WiLa (Wirtschaftliche Lage) über die Beauftragung, die Produktivität und (ganz wichtig) den Stand der aEL (zu aktivierenden Eigenleistungen) in der Niederlassung auf dem Laufenden.

Kritische Fragen stellten wir bei unseren Vor-Ort-Besuchen und in den PTI-Reviews. Wir versuchten, zu steuern und zu treiben, damit unsere NL in den Finanzkennzahlen auf dem „Treppchen” landet.

Mit den sich wandelnden Themen wurden wir im Jahr 2012 folgerichtig in Produktions- controlling umbenannt. Auch unter diesem Namen betreuten wir die Ressorts ganz individuell und ließen „die Zahlen sprechen”.

Aber nun ist es Zeit, sich neuen Themen zu widmen und an anderer Stelle in der DT Technik GmbH neue Aufgaben zu übernehmen. Ein großer Teil unserer Mitarbeiter wechselte bereits zum zentralen Produktionscontrolling (FC-PDBP) nach Berlin, andere Kolleginnen werden zukünftig neue Aufgaben bei PBM übernehmen.

Die Aufgaben des Produktionscontrolling werden ab 1. November 2013 die Kollegen/innen aus Radebeul übernehmen.

Es verabschiedet sich das regionale Produktionscontrolling der NL NO:
Annett Warncke, Ramona Kuhröber, Anke Handrich-Kurz, Anne Koch, Marlis Walther, Daniela Wilhelm, Hagen Pelka, Peter Schuhmann und Elke Großmann.

Stand: 2014

Hagen Pelka hat nach dem 9. November 1989 nicht nur am Postschalter ausgeholfen und an die DDR-Bürger Begrüßungsgeld ausgezahlt. Er hat am 11. November 1989 den Ansturm auf die Bank- und Postschalter in der Bahnhofstraße in Berlin-Lichtenrade auch mit der Kamera festgehalten:

Grenzöffnung

Warteschlange vor der Sparkasse

Warteschlange vor dem Postamt

mit dem Bus wieder zurück


Ulrich Fricke

HANS-ULRICH FRICKE
arbeitete vor der Altersteilzeit 10 Jahre im Telekom Shop Gifhorn.
Er engagiert sich in der freiwilligen Reservistenarbeit und
im Gartenverein, treibt mehrfach wöchentlich Sport,
und bei sehr schlechtem Wetter widmet er sich seiner Postsammlung auf dem Speicher.

Schwierig!

Welcher Auftraggeber gibt heutzutage noch unumwunden zu, dass er die Aufgabe, die er dem Mitarbeiter überträgt, für schwierig hält? In einem Zeitalter, in dem es scheinbar keine Probleme, sondern nur noch Lösungen gibt, ist das komplett aus der Mode gekommen. „Viel Glück bei der spannenden Herausforderung!”, würde man formulieren, oder„ Wir freuen uns, Ihnen eine tolle Chance geben zu können”, vielleicht auch „Viel Erfolg bei dem spannenden Job-Visiting!”

Das Fernmeldeamt Braunschweig verzichtete seinerzeit darauf, sich solch beschwingter Formeln zu bedienen. Dabei hätte es gar nicht so falsch gelegen. Denn Hans-Ulrich Fricke möchte die 2½ Jahre, die er in Magdeburg verbrachte, nicht missen: „Es war eine schöne, spannende, von vielen positiven Erfahrungen geprägte Zeit”, sagt er. Mit einigen Magdeburger Kollegen steht Hans-Ulrich Fricke bis heute in Verbindung.

„Das Gemeinschaftsgefühl bei der Arbeit und in der Freizeit war toll. Zusammen konnte man noch wirklich was bewegen. Und die Leute waren unheimlich dankbar, dass sie einen Telefonanschluss bekamen.” Schwierig fand Hans-Ulrich Fricke nur eines: „Vor Ort zu erfahren, wie die Menschen in der DDR leben mussten.”


Stefanie Clement-Kriebel

STEFANIE CLEMENT-KRIEBEL
hat in ihrer Zeit als Aufbauhelferin viele Freundschaften im Osten geschlossen.
„Obwohl ich schon lange wieder im Westen lebe,
treffe ich mich regelmäßig mit 2 Kolleginnen von damals.”

TELEFONIEREN IM SCHICHTBETRIEB

Kundenbetreuung im Osten war vor allem Mangelverwaltung. Das habe ich hautnah erlebt, als ich 1991 als Aufbauhelferin in der Anmeldestelle Prenzlau arbeitete. In der DDR hatten nur wenige Privatleute ein Telefon. Die wenigen, die eines besaßen, mussten sich teilweise mit bis zu 3 anderen Haushalten einen Anschluss teilen.

Telefonieren im Schichtbetrieb war das: 2 Parteien durften vormittags telefonieren, die anderen beiden abends. Nach der Wende wollten natürlich alle einen Anschluss haben, und viele dachten, dass es jetzt ganz schnell ginge. Ein Kunde wedelte sogar mit einem Geldschein:„ Frolleinchen, Sie kommen doch aus dem goldenen Westen. Sie wissen doch, wie es geht: Hier sind 100 D-Mark - schalten Sie mal schnell einen Anschluss.”

Das ging natürlich nicht. Man musste in diesen Situationen ruhig bleiben und erklären, dass erst die Leitungen verlegt und die Vermittlungsstellen gebaut werden müssten. Hier war echte Überzeugungsarbeit nötig, nach dem Motto: „Wir sind erst zufrieden, wenn wir alle Kunden mit einem Telefonanschluss versorgen.” Ach ja, die Viereranschlüsse haben wir trotz der Engpässe nicht mehr aktiv vermarktet.


Rainer Peschke

RAINER PESCHKE
ist heute Referent des Ressortleiters Produktion Technische Infrastruktur (PTI)
in Augsburg und verbringt seine Freizeit am liebsten
mit der Familie oder mit seiner Kettensäge.
„Damit schnitze ich riesige Holzfiguren.”

Kücheneinsatz

Eigentlich sollte Rainer Peschke nach der Wende von Augsburg ins ferne Lübben bei Cottbus gehen, um dort Umschaltlisten für die Digitalisierung in der dortigen Vermittlungsstelle zu erstellen. Doch der Vermittlungstechniker wollte gerne bei seiner Familie bleiben: Die Tochter war gerade zweieinhalb, das nächste Kind auf dem Weg und er ohnehin ständig unterwegs auf Seminaren, um sich für die neue digitale Technik fortzubilden. „Ich habe mir gesagt, dass das doch auch von zu Hause aus geht.” Allerdings erstellte man die Listen mit den Vermittlungs- und Verbindungspunkten meist auf Papier.

Aber Rainer Peschke hatte Glück: Ein Kollege konnte ihm sämtliche Rohdaten auf Floppy Disk besorgen. Ein anderer steuerte ein selbst programmiertes Tabellenkalkulationsprogramm bei. Doch ein Problem blieb: Sein Firmenrechner wäre mit der Berechnung der Kommandodateien total überfordert gewesen. „So musste mein privater Atari herhalten. Ich habe die Sachen mit nach Hause genommen und von Freitag bis Sonntag am Küchentisch durchgearbeitet.” Dann war alles fertig.

In der Vermittlungsstelle Augsburg testete er die Kommandos - es passte. Schließlich nahm ein Kollege eine Floppy Disk mit den Dateien mit nach Brandenburg, und die Kollegen vor Ort stellten alles entsprechend um. „Das hat mir viel Zeit gespart und der Telekom viel Geld. Mit Stift und Papier hätte ich 4 bis 6 Wochen daran gesessen.”


Sabine G. Torsten Hiller

STEFANIE G.
machte eine Ausbildung für den mittleren nicht technischen Fernmeldedienst und war dafür im Fernamt und bei der Auslandsauskunft tätig. „An den Telefonwünschen der Kunden konnte man viel von der Stimmung im Land bei politischen Umbrüchen spüren. Das war sehr spannend.”

TORSTEN HILLER
stieg 1987 bei der Deutschen Bundespost in Berlin ein. Sein beruflicher Weg führte ihn 2001 nach Bonn. In seine Heimatstadt reist er jedoch mindestens 2- bis 3-mal im Jahr und ist immer wieder fasziniert, wie sich die Metropole verändert hat. Veränderung steht bei Torsten Hiller auch privat an: Anfang November 2014 kommt sein 2. Kind zur Welt.

ERLEBEN, WER VERBINDET

Telefonieren ohne Direktwahl: 2 Kollegen berichten von einer „Vermittlungstechnik”, die man sich heute kaum mehr vorstellen kann.

5 SCHRITTE ZUM OST-WESTLICHEN TELEFONGESPRÄCH 1990

  1. Wer von West nach Ost telefonieren will, meldet das Gespräch beim westdeutschen Fernamt an.
  2. Das westdeutsche Fernamt gibt den Anrufwunsch an ein Fernamt im Osten weiter.
  3. Das ostdeutsche Fernamt ruft den gewünschten Gesprächspartner an.
  4. Das Ostfernamt vermittelt den Teilnehmer an das Fernamt im Westen.
  5. Das westdeutsche Fernamt wiederum stellt die Verbindung zum ursprünglichen Anrufer her.

Stefanie G. arbeitete zur Wendezeit beim Fernamt in Köln. „Wir vermittelten alle Gespräche aus der Bundesrepublik in die DDR per Hand. Wenn also jemand aus Bergheim in Zwickau anrufen wollte, meldete er sein Telefonat bei uns an. Wir notierten die Gesprächswünsche auf sogenannten Gesprächsblättern und versuchten, über eines der beiden Fernämter in der DDR die Verbindung herzustellen. Das hatte über die Jahre gut funktioniert, aber zur Wendezeit liefen bei uns die Leitungen heiß: Viel zu viele Menschen wollten auf einmal Verwandte und Bekannte erreichen.

Die Gesprächsblätter stapelten sich. Da nur eine begrenzte Anzahl an Leitungen vorhanden war, konnten wir unmöglich jeden durchstellen. Wer seinen Anruf nicht als ‚dringend’ einstufen ließ und bereit war, mehr zu zahlen, hatte kaum eine Chance - zumal jeder Anrufwunsch nach einer Vorgabe des Telekommunikationsgesetzes um Mitternacht verfiel. Man musste ihn dann am nächsten Tag erneut anmelden. Das tat mir oft richtig leid für Leute, die unbedingt jemanden sprechen wollten. Wer das Glück hatte, durchzukommen, konnte in der heißen Phase nur zwischen 5 und 10 Minuten sprechen. Danach mussten wir uns einschalten und das Telefonat beenden. Ausnahmen waren Gespräche zwischen Politikern oder Live-Übertragungen für Rundfunksender wie den WDR. Es kam aber vor, dass wir das übersehen hatten und dann mitten in eine Radiosendung platzten mit dem Hinweis: ‚Ihre Sprechzeit ist gleich abgelaufen.’”

Auch Torsten Hiller wurde in der Handvermittlung eingesetzt - im November 1989 mussten alle verfügbaren Mitarbeiter, die sich damit auskannten, mithelfen. „Jeder Kollege betreute 8 bis 10 Leitungen gleichzeitig, notierte die eingehenden Vermittlungswünsche und versuchte anschließend, über eines der ostdeutschen Fernämter die gewünschten Gesprächspartner zu erreichen.

Für jeden Vermittlungswunsch gab es genaue Vorgaben - etwa, wie oft und in welchen Zeitabständen wir versuchen mussten, eine Verbindung herzustellen. Da unser westdeutscher ‚Teilnehmer’, so nannten wir damals die Kunden, aber nicht wusste, wann wir jemanden für ihn in der Leitung hatten, musste er im Prinzip den ganzen Tag zu Hause neben dem Telefon sitzen; sonst verpasste er womöglich den Anruf - und dann versuchten wir, laut unseren Vorgaben nicht noch einmal, ihn zu erreichen. Er hätte den Vermittlungswunsch neu anmelden müssen.

Etwas anderes war es, wenn bei ihm ‚besetzt’ war. Dann konnte ich mich in das laufende Gespräch einschalten und fragen, ob er das Telefonat zugunsten des Anrufs aus Ostdeutschland beenden wolle. Auch während der Gespräche mussten wir in regelmäßigen Abständen ‚hineinhorchen’. Nicht um zu lauschen, sondern um zu hören, ob die Teilnehmer noch miteinander sprachen. Es kam nämlich vor, dass die Leitung zusammenbrach oder die Teilnehmer schon aufgelegt hatten und wir das nicht mitbekamen, die Abrechnung also noch lief. So haben wir dafür gesorgt, dass die Kunden nicht zu viel bezahlten.”


Susanne Wieruszewski

SUSANNE WIERUSZEWSKI
rollt mit ihren Kollegen derzeit Windows 7 bei Telekom Technik aus.
Privat gehört sie zu einer besonders schlagkräftigen Truppe:
Mit dem Drachenboot erpaddelte sie sich gerade 3 Weltmeistertitel.

LERNEN UND STAUNEN

Mit dem Mauerfall begann für mich die Lern- und Staunzeit. Ich komme aus Neubrandenburg, habe damals in der Auskunft des dortigen Fernmeldeamts gearbeitet.

Als dann die Kolleginnen und Kollegen des Partnerfernmeldeamtes Flensburg unseren Standort auf Vordermann brachten, war das für mich wie ein Besuch aus der Zukunft. Ich war total baff. Wir machten Bekanntschaft mit dem Computer, ich übernahm das Projektbüro und buchte die Unterkünfte und Flüge für zeitweilig bis zu 100 Flensburger Kollegen. Manchmal musste ich jonglieren und improvisieren, aber es war die lebendigste Phase meines Berufslebens. Wir landeten mit einem Riesensatz in der modernen Technikwelt.

Und der Zusammenhalt zwischen Ost- und Westkollegen war legendär. Leider gibt es den Standort Neubrandenburg nicht mehr. Deshalb bin ich 2001 nach Bochum gezogen. Aber der Ost-West-Austausch hält bis heute.


Wolfgang Liebisch

WOLFGANG LIEBISCH
arbeitet im Geschäftskundenservice in Düsseldorf.
Nebenbei ist er Presbyter, widmet sich seiner Familie oder
schraubt privat an seinem PC.

Die Frisur sitzt

„Frankfurt an der Oder braucht Hilfe. Kannst du da nicht mal für ein paar Tage rüberfahren?” Mit dieser Bitte seines Düsseldorfer Fernmeldeamtsleiters begann für Wolfgang Liebisch 1990 das Abenteuer Ostdeutschland.

Aus den „paar Tagen” wurden 4 Monate. „Mein Job war es, die Vorbereitungen zu treffen, damit in Frankfurt ein Fernmeldeamt nach westlichem Muster gegründet werden konnte”, erzählt der gelernte Ingenieur.

Den Telefonistinnen dort dürfte vor allem aber der Kavalier Liebisch in Erinnerung geblieben sein. Weil die Damen sich beklagten, dass die DDR-üblichen Geschirre - so nannte man die Headsets - ihre Frisuren ruinierten, sorgte der Mann aus dem Westen umgehend für Abhilfe. Beim Fernmeldetechnischen Zentralamt orderte er „leichtes Sprechzeug”. Es ist diesem beherzten Eingreifen zu verdanken, dass das Haar der Kolleginnen fortan nicht mehr die Fasson verlor.


Bodo Bremer

BODO BREMER
arbeitete bis zum vergangenen Jahr als Fachexperte für den Mobilfunk.
Im Ruhestand hat er endlich mehr Zeit für Freunde und Hobbys.
Er fährt gern Rad, fotografiert viel und
ist häufig unterwegs – letztes Jahr zum Beispiel
7 Wochen lang mit Rucksack und Zelt in Sibirien.

Bodo Bremer hätte in Ost-Berlin die Chance gehabt, den Mauerfall live mitzuerleben. „Und wo war ich? Beim Treffen der Elternpflegschaft!”, lacht er. „Danach habe ich mich ahnungslos schlafen gelegt.” Erst nachts um 3 weckte ihn seine Frau, die für eine Prüfung gebüffelt und noch Nachrichten gehört hatte. „Ich setzte mich vor den Fernseher und hab zu ihr gesagt: Jetzt wird alles anders.”

Bodo Bremer wollte nichts mehr verpassen, wollte mitgestalten: Im Jahr 1989 war er im Berliner Zentrum für Forschung und Technologie der Nachrichtentechnik beschäftigt und auf Funktechnologie spezialisiert. „Der Mauerfall kam auch beruflich genau zum richtigen Zeitpunkt.” Es ging ihm gar nicht darum, in den Westen zu kommen. „Aber ich bin spannenden Aufgaben hinterhergezogen, denn der Aufbau des digitalen Mobilfunks hat mich gereizt.” Sein Wissen wurde gebraucht, da das D1-Netz große Ähnlichkeiten mit der Funkwelt hatte, in der er zu Hause war.

Bremer bewarb sich bei der Detecon. Bereits die Einladung zum Vorstellungsgespräch haute ihn um. „Die hatten mir gesagt, ich solle zum Flughafen gehen, dort sei ein Ticket für mich hinterlegt. Ich konnte es nicht fassen, dass das so einfach gehen kann.”

Am 1. Oktober 1990 nahm er seine Arbeit auf: „Ich war schneller als die deutsche Einheit” - und ein doppelter Exot im „Projekt Digitaler Mobilfunk”. „Ich war mit fast 40 Jahren deutlich älter als die meisten meiner Kollegen. Die kamen aus aller Welt - und ich eben aus der DDR.” Sein Bonner Team stand ihm „fabelhaft” zur Seite; Kollegen luden ihn zum Essen ein und halfen bei der Wohnungssuche, als seine Frau und seine Tochter ebenfalls nach Bonn zogen. „Und natürlich haben meine Kollegen mich bei den Verhandlungen mit internationalen Kunden unterstützt.” Er dagegen war zum Beispiel ein Experte für die Messtechnik im Mobilfunk. „Das war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Ich fand die Zeit wirklich klasse.”


Vera Fischer

VERA FISCHER
lebt seit Jahren auf der Schwäbischen Alb,
liebt ihren Garten und ihre neue Heimat,
bekommt aber doch immer wieder Herzklopfen,
wenn sie sich der Gegend rund um Dresden nähert.
„Wie sich Sachsen entwickelt hat, macht mich stolz.”

Go West

Der Mauerfall läutete für einige Kollegen auch eine persönliche Wende ein - in Richtung Westdeutschland.

Die Freiheit feierte Vera Fischer mit ihren Brüdern ausgelassen in West-Berlin. Aber ihre Heimat Freital bei Dresden verlassen, um sich in den alten Bundesländern niederzulassen? „Das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Ich lebte mit meiner kleinen Tochter in einer schönen Wohnung und fand bald einen Job im Management-Stab der Telekom, der mir großen Spaß machte.”

Dass sie heute trotzdem rund 500 Kilometer entfernt auf der Schwäbischen Alb lebt, verdankt sie ihrer damaligen Kollegin Bettina Leidig-Läpple. Vor allem aber der Liebe. Die Kollegin machte sie mit Hermann Fischer vom Fernmeldeamt Stuttgart bekannt, der von 1992 bis 1996 die Kollegen in Dresden beim Netzaufbau unterstützte. „Ich war anfangs zurückhaltend”, lacht Vera Fischer, „aber mein heutiger Mann ließ zum Glück nicht locker.”

1997 zogen sie auf die Ostalb. „Ich habe mich mit dem Umzug erst mal schwergetan”, räumt sie ein. Zwei Bedingungen gab es: eine gute Schule für die Tochter und einen interessanten Job für sie selbst. „Als Ostfrau konnte ich mir nicht vorstellen, nicht zu arbeiten.” Musste sie auch nicht. „Ich arbeite nun in Stuttgart und unterstütze beamtete Kollegen bei deren Neuorientierung.” In Sachen Wandel ist sie schließlich Spezialistin: „Etwas Besseres als der Zusammenbruch der DDR hätte gar nicht passieren können. Ohne den Mauerfall wäre ich meinem Mann nie begegnet.”


Bernd Ofterdinger

BERND OFTERDINGER
ist Vollbluttechniker. Er betreibt neben seinem Job einen Betrieb für das Elektrohandwerk.
Außerdem beschäftigt er sich mit der Messung von Blitzen bei Gewittern und
ist gerne mit dem Motorrad oder dem Boot unterwegs.

BESCHAFFUNGSKÜNSTLER

Im November vor 25 Jahren wurde die Reisefreiheit verkündet - Reisekosten zu sparen, war allerdings auch kurz nach der Grenzöffnung bereits ein Thema. Die Lösung sollten Videokonferenzanlagen bieten. „Natürlich waren sie auf einem ganz anderen technischen Stand als heute”, erklärt Bernd Ofterdinger, damals bei der Sonderstelle für Bild-, Breitband- und Multimediadienste der Deutschen Bundespost in Kiel tätig. Er erhielt Anfang der Neunziger den Auftrag, die Anlagen für den Telekom Bereich des Unternehmens in verschiedenen Städten in ganz Deutschland aufzubauen.

Unter anderem in Rostock. „Dort sollten wir mit viel Aufwand einen Raum inklusive aller Anschlüsse und der Videokonferenzanlage planen und ausrüsten.” Ein Team von Kollegen aus dem Osten sollte ihn dabei unterstützen. „Das war für uns alle nicht ganz leicht”, erinnert er sich. „Den Kollegen wurde ich als Experte aus dem Westen einfach vor die Nase gesetzt, obwohl sie ja auch Fachkräfte waren. Sie bekamen den Eindruck, ihr Wissen sei nicht mehr gefragt. Und jeder hat gewusst - das ist erschwerend hinzugekommen -, dass die Westkollegen deutlich mehr verdienten.”

Doch die Herausforderung, die neue Technik in Gang zu bringen, reizte die Kollegen. Dabei waren Improvisationstalent, Beschaffungskünste und Ofterdingers großer Kombi gefragt. „Alle Teile der Anlage mussten wir aus dem Westen nach Rostock transportieren. Einfach mal eine Komponente vor Ort zu kaufen, ging nicht. Auch gab es kaum ‚Westgeschäfte’ in der Region. Allerdings lag ein ‚Westkaufschiff’ im Rostocker Hafen, das an Bord in kleinen Läden, Cafés und Bars Produkte aus dem Westen anbot.”

Als die Konferenzanlage in der mecklenburgischen Hansestadt schließlich stand, bekam Ofterdinger ein Stellenangebot des dortigen Niederlassungsleiters. Bleiben wollte er nicht. Rund 2 Jahre lang unterstützte er die Kollegen beim technischen Aufbau in ostdeutschen Städten, dann wechselte er die Stelle - der Familie zuliebe. „Es war ein unheimlich tolles Gefühl, an dem Aufbau mitzuwirken, und ich würde das heute sofort noch einmal machen. Aber ich war immer nur an den Wochenenden zu Hause. Das war auf Dauer belastend.”


Siegmar Angerstein

SIEGMAR ANGERSTEIN
arbeitet in Berlin und
fotografiert sehr gerne.
Seine liebsten Motive sind Großkatzen.
Im Urlaub reist er daher
von Zoo zu Zoo.

Foto: privat/Daniela Tasch

Die Wende beeinflusste Berufswunsch

Wohin wollte Siegmar Angerstein zuerst, als die Mauer fiel? In den Zoologischen Garten in West-Berlin. „Ich bin ein Fan von Großkatzen. Die haben mich viel mehr interessiert als die Schaufenster auf dem Ku'damm. Gleich am 18. November 1989, dem ersten schulfreien Samstag nach der Maueröffnung, war ich mit meinem Vater dort”, erinnert er sich.

14 Jahre war er damals alt und lebte mit seinen Eltern in Nahmitz unweit von Brandenburg an der Havel. Sie betrieben dort eine kleine Gärtnerei. „Ohne die Wende wäre ich vermutlich auch Gärtner geworden”, glaubt er, und das, obwohl ihm der Sinn nie nach Umgraben und Zwiebelnverbuddeln stand. „Aber ich hätte mich verpflichtet gefühlt.”

Doch kaum war die Grenze offen, wurde die Blumenkonkurrenz aus den Niederlanden zu mächtig. „Unser Betrieb warf immer weniger ab.” Da besann sich Siegmar Angerstein auf seinen Opa: Der hatte einst als Fernmeldetechniker bei der Post gearbeitet, „und weil Mathe und Physik meine Lieblingsfächer waren, habe ich mich 1990 beim Post- und Fernmeldeamt in Brandenburg beworben und am 1. September 1991 meine Ausbildung begonnen”. Im Juli 1994 schloss er seine Ausbildung als Kommunikationselektroniker, Fachrichtung Telekommunikation, ab. „Auch beruflich kam die Wende also genau zur richtigen Zeit”, meint Siegmar Angerstein, der inzwischen als Kundenberater im Geschäftskundenbereich die internen Kunden betreut.

Schon vor der Wende war der Schüler Siegmar familiär eng mit der Post verbandelt. „Meine Tante war Leiterin der Poststelle in Nahmitz. Die Poststelle war in unserem Haus untergebracht. So habe ich dort den Wandel von der Post der DDR zur Deutschen Bundespost POSTDIENST miterlebt, auch die Abwicklung der kleinen Poststellen auf dem Land. Meine Tante ist im Dezember 1990 in Rente gegangen und für 9 Monate hat meine Mutter die Post- und Zeitungszustellung in einem Teil des Ortes übernommen.”

In der Poststelle waren 2 Mitarbeiter angestellt. „Die Kollegin meiner Tante wurde als ihre Nachfolgerin selber die Leiterin der Poststelle.” Siegmar Angerstein erinnert sich noch gut an die Zeit vor der Wende, als sich immer in der Vorweihnachtszeit die Westpakete im Hausflur stapelten. „Meistens holten die Empfänger ihre Pakete in der halben Stunde Öffnungszeit am Abend ab. Die Zustellung eines Pakets hat ja 5 Mark gekostet.” Ganz besonders lebendig ist ihm noch die Erinnerung an den Kundenansturm auf die Poststelle, als dort am 1. Juli 1990 die DM ausgegeben wurde. „Einen großen Vorteil hatte die Poststelle im Hause für uns: Wir waren so in der glücklichen Lage, immer ein Telefon nutzen zu können”

Fotonachweis: Soweit bei den Fotos nichts anderes angegeben ist, sind die Fotos privat und teilweise © Deutsche Telekom AG.